4. Fall: Nach dem Verkauf der Firma


Einlösung von Lebensleistung
Es war eine geniale Gelegenheit, die harte Arbeit der letzten 20 Jahre endlich in klingende Münze einzutauschen. Markus hatte als Ingenieur ein paar bahnbrechende Patente entwickelt und mit seinem mittelständischen Unternehmen eine internationale Kundenbasis aufgebaut. Mit seinen Mitarbeitern hier und einigen außereuropäischen Fertigungsstätten war er zu einem umsatzstarken Zulieferer für den Spezialmaschinenbau geworden. Als dieses Übernahmeangebot einer ausländischen Firma gekommen war, hatte er nicht allzu lange überlegt. Und als besonderes Schmankerl verhandelte er heraus, dass er noch über die nächsten drei Jahre als Geschäftsführer die Belegschaft und die Kundenbasis in die neue Gesellschaft überführen sollte.

Halbe Sachen bringen kein neues Drehbuch
Doch bereits nach 6 Monaten war klar, dass ihm diese Situation nicht behagte. Alle Entscheidungen, die er vorher allein und in voller Verantwortung für die Folgen treffen konnte, musste er natürlich jetzt langwierig abstimmen. Es war zum Verrücktwerden.
Markus wollte sich zunächst bei mir als Coach lediglich Rezepte holen, wie er über Kommunikationsverhalten denn jetzt die große Firma in seine Richtung bewegen könne. Ziemlich schnell wurde allerdings klar, dass dieses Unterfangen aussichtslos sein würde. Er war zu einer Marionette im eigenen Betrieb geworden und verlor täglich mehr Glaubwürdigkeit bei seinen ehemals getreuen Mitarbeitern.

Vom Getriebenen zurück zum Macher einer neuen Vision
So entschied er sich, vom Getriebenen wieder zum eigenständig Agierenden zu werden. Er wollte seinen neuen Königsweg gehen. Das war ja das Stichwort, das ihn für mein Angebot interessiert hatte. Doch was sollte der Inhalt dieser neuen Lebensepisode werden? Dafür fehlte ihm völlig die Idee. .Also setzte er vor den Neuanfang den ersten Schritt: eine neue Perspektive aufbauen.

  • Was sollte in seinem Leben ab jetzt eine Rolle spielen?
  • Wer sollte dabei sein?
  • Wie konnte er verschollen geglaubte Interessen neu beleben?


Neue Wege entwickeln sich oft aus Altbekanntem
Zunächst trat seine Familie in den Vordergrund, die sich in den letzten Jahren völlig seinem Unternehmertum untergeordnet hatte. Seine Frau hatte einen eigenen Beruf und stand dort ebenfalls ständig unter Strom. Die Kinder studierten an verschiedenen Orten. Er hatte sich immer interessiert. Die gemeinsamen Treffen zu den Feiertagen waren für die Familie stets ein reger Austausch gewesen. Aber was wusste er eigentlich von seinen engsten Menschen? Das wurde nun zu seinem Aktionsfeld. Die Familie wunderte sich und konnte nicht so viel damit anfangen, dass er sich plötzlich, wie es schien, einmischte. Aus der emotionalen Gemengelage entstand bei Markus selbst die Einsicht, dass seine empathische Kommunikation verblasst war. Er nahm sich vor, das als Startpunkt seines Drehbuchs zu wählen.

Neues Stück mit neuen Kompetenzen – Erforschung des Unbekannten
Das erste Stück würde das neue Kennenlernen seiner engsten Familie beinhalten. Nach dem Entwurf des Drehbuchs stimmte er diese Ideen mit den Familienmitgliedern ab. Er gab seine ungeliebte Übergangs-Geschäftsführer-Position zur allgemeinen Erleichterung aller Mitarbeiter auf. Und inszenierte nun Stück für Stück die neue Beziehungsgestaltung mit seiner Frau und den erwachsenen Kindern.
Er ist sich sicher, dass dies nur die erste Episode in seinem neuen Leben ist. Andere mit anderen Schwerpunkten werden folgen. Drehbuch schreiben macht ihm Spaß und er steht ja erst am Anfang seines neuen Königsweges. Als sein eigener Regisseur will er noch viele spannende Lebensstationen gestalten. Er wird sich bei der nächsten Perspektivenverschiebung wieder bei mir zur Regie-Assistenz melden.